Ein Signal gegen Lichtzeichen
Pressemitteilung vom 10.5.2022
Ein Signal gegen Lichtzeichen
Hessisches Netzwerk gegen Lichtverschmutzung wendet sich gegen falsche Symbolik durch anlassbezogene nächtliche Anstrahlungen auf Kosten von Artenschutz und Energie
Unter dem Motto „Light up the Night” sollen in der Nacht vom 12. auf den 13. Mai Gebäude blau illuminiert und damit auf Myalgische Enzephalomyelites, auch als Chronisches Fatigue Syndrom bekannt (ME/CFS), aufmerksam gemacht werden.
Das Hessisches Netzwerk gegen Lichtverschmutzung hält diese Aktion und ähnlich gestaltete Anstrahlungen aus Gründen des Naturschutzes, des Artensterbens aber auch wegen unnötiger Energieverschwendung für fragwürdig und wendet sich dagegen. Die Mitglieder sind davon überzeugt, dass es auch andere und umweltverträglichere Möglichkeiten gibt, um auf diese schlimme Erkrankung aufmerksam zu machen; und erinnert z.B. an die Ice-Bucket-Challenge, die nachhaltig Aufmerksamkeit erzielte.
Das Risiko dieser Aktion besteht in der Tatsache, dass durch das zusätzliche Kunstlicht das Problem der Auswirkungen von Lichtverschmutzung verstärkt wird. Dies gilt besonders für den geplanten Einsatz von blauem Licht, das von den lichtempfindlichen Insektenaugen besonders stark wahrgenommen wird und zu zahlreichen Fehlverhalten wie dem Verlust der Orientierung einhergeht. Auch tagaktive Tiere wie Singvögel kommen durch solche Aktionen nicht zur Nachtruhe, da die Melatoninproduktion gedrosselt werden kann. Zudem sind künstliche Aufhellungen von Vegetation und Gewässer zu befürchten, die dringend zu vermeiden sind.
Diese negative Lichtwirkung ist auch als schädliche Umwelteinwirkung im Sinne des Bundesimmissionsschutzgesetzes erfasst. Hinzu kommt, dass der Gesetzgeber erst im Sommer 2021 mit der Anpassung des Bundesnaturschutzgesetzes konkret den Schutz wildlebender Tiere und Pflanzen vor nachteiligen Folgen der Lichtverschmutzung einfordert.
Es unterstreicht die Notwendigkeit der Eindämmung von Lichtverschmutzung um dem massiven Artensterben entgegenzuwirken. Da mehr als 60% aller Insekten auch für die Bestäubung von landwirtschaftlichen Nutzflächen benötigt werden, muss mit der Verwendung von Kunstlicht zukünftig besonders sorgsam umgegangen werden und die Idee „Light up the Night” ist deshalb eher negativ zu bewerten. Solche Aktionen dürfen im Sinne des Naturschutzes nicht zur Gewohnheit werden. Hinzu kommt, dass für diese Aktion unnötige Energie benötigt wird und die Bemühungen u.a. der Naturschutzverbände um mehr natürliche Dunkelheit konterkariert werden.
Internetseite: https://www.lichtverschmutzung-hessen.de/
Regionale Ansprechpartner: https://www.lichtverschmutzung-hessen.de/ansprechpartner
Pressekontakt bei Rückfragen: Thomas Düring (Netzwerkkoordinator) kontakt@lichtverschmutzung-hessen.de
Foto: Architekturbeleuchtung in Linz (Dr. Andreas Hänel)